Rückblick 2016 – Häutungen

Schlossmediale begeistert zum 5-jährigen Jubiläum mehr als 2.200 Besucher

Dem Jahresthema HÄUTUNGEN widmete sich die Schlossmediale Werdenberg von 13. bis 22. Mai 2016 und feierte mit einem gleichermassen poetischen wie reizvollen Programm ihr 5-jähriges Jubiläum: 2.286 Besucher erlebten in stimmungsvollen Konzerten, vielfältigen Performances und der Ausstellung das Thema HÄUTUNGEN sowohl als sinnliche Erfahrung als auch als Sinnbilder für Neuanfänge und Verwandlungen.

 

«Vielfalt lockt Vielfalt»

«Eine Jubiläumsmediale an einem Freitag, den 13. mitten in den Eisheiligen zu beginnen, war ein grosses Wagnis - und eine grosse Verblüffung, dass sich trotz des Regens und der stetig fallenden Temperaturen ein so zahlreiches, be­geistertes Publikum eingefunden hat», freut sich die Künstlerische Leiterin der Schlossmediale, Mirella Weingarten. «Das Programm hat in seiner Vielfalt auch eine Vielfalt von Menschen angelockt, und für mich ist vor allem das immer eine Freude, wie sich Publikum und Künstler verschiedenster Sparten mischen. Ich bin sehr stolz auf den Erfolg der diesjährigen Jubiläumsmediale und wünsche ihr noch viele solche Jahre.»

«Dass auch im fünften Jahr der Schlossmediale knapp 2.300 Kultur­liebhaber die Schlossmediale besucht haben, zeigt, dass sich dieses Festival mit seinem aussergewöhnlichen, für die einzigartigen Räume des Schloss Wer­denberg massgeschneiderten Programm bestens etabliert hat: Es zählt inzwischen zu einem Fixpunkt des Ostschweizer Kulturlebens», zieht Kurt Scheidegger, Geschäftsleiter des Vereins Schloss Werdenberg, Bilanz.

«Schlangenbeschwörung» im Eröffnungskonzert

Schon im Eröffnungskonzert erwies sich der bekannte französische Serpent­virtuose Michel Godard als wahrer Schlangen- und Besucherbeschwörer: Der eigentümliche Klang seines Serpents – das Instrument im Fokus 2016 – lockte das Publikum mal energisch und ein­dringlich, mal wie ein menschliches Wesen sanft atmend, sprechend und flüsternd durch das geisterhaft-dunkle Schloss. Gemeinsam mit seinem meisterhaften Ensemble Bruno Helstroffer (Theorbe), Guillemette Laurens (Mezzosopran) und Marthe Perl (Viola da Gamba) verwebte Godard gekonnt Barockmusik von Claudio Monteverdi und Heinrich Schütz mit zeitgenössischen Jazzkompositionen. 

Trio di Clarone: Uraufführung von Isabel Mundry

Werke der diesjährigen Komponistin im Fokus Isabel Mundry, einer der erfolg­reichsten und gefragtesten Kompo­nistinnen unserer Zeit, präsentierten unter anderem das Merel Quartet, das Trio di Clarone und das für die Schloss­mediale neugegründete Havel Strings Quartett. Dem gefragten Trio die Clarone kam die Ehre zuteil, das diesjährige Auftragswerk des Schlossmediale, Isabel Mundrys Neukomposition „Inside Out» zur Uraufführung zu bringen. Das Publikum war begeistert – nicht nur von der Meisterschaft der Klarinettistin Sabine Meyer, sondern auch von der Tatsache, diese bekannte Musikerin im Schloss Werdenberg einmal hautnah erleben zu können. 

Alpenklänge und Sitarmusik

Gut ausgerüstet mit Schlafsack ver­brachten jeweils knapp 30 «aben­teuerlustige» Besucher im Rahmen von ALPINARIUM_3 der compagnie 29/09 und des theater konstellationen an drei aufeinanderfolgen-den Nächten eine ganze Nacht im Schloss. Eingehüllt in warme Decken lauschten sie nicht nur der Toninstallation aus Alpenklängen, sondern auch dem jahrhunderte¬alten Seufzen und Knarzen des Schlosses. Das ausverkaufte Konzert RAGA DARSHAN des Sitarvirtuosen Shalil Shankar zog die Besucher ebenso in Scharen ins Schloss wie die – selten bemerkte – Poesie des menschlichen Rückens, in RACHIS, dargeboten von den drei jungen Tänzerinnen der Kom­pagnie Triodo, oder die erfrischend-schonungslosen Chansons, gesungen von der Schauspielerin Claudia Hübbecker in ihrem bittersüssen Max-Frisch-Soloabend «ALLES RENKT SICH WIEDER EIN». 

Wandelkonzert im Kunstmuseum Liechtenstein und ein schwermütiger Kaiser

Das Highlight des diesjährigen Festivals war aber die Reise der Schlossmediale in Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz: Im Konzert HAUTNAH wandelte das Publi­kum durch die eindrucksvoll ausgeleuch­teten Räume des Kunstmuseums und erlebte aus nächster Nähe das Singen, Atmen und Flüstern der Stimmkünstlerin Ruth Rosenfeld, die Cellistin Martina Schucan, den Schlagzeuger Christian Hartmann, der nicht nur Schlaginstru­mente, sondern in einer Bodyperkussion auch seinen eigenen Körper spielte, und die mal beinahe schwebende, mal rhythmisch-ritualisierte Darbietung des Bewegungschors. 

Neue Kleider, für den Kaiser, der nicht glücklich ist? Ja, und was für welche! Rührend kümmerten sich Ulrike Barchet und Markus Joss als Agnes und Brian bei der KINDERMEDIALE um die modi­schen Nöte ihres schwermütigen Herr­schers und zeigten in ihrem vergnügli­chen Puppen- und Menschenspiel «Des Kaisers neue Kleider» nach Hans Christian Andersens gleichnamigem Märchen, dass Nacktheit bisweilen nur im Auge des Betrachters liegt… 

Häute und Hirngespinste

In der Ausstellung, dem Herzstück einer jeden Schlossmediale, die geprägt war von den Installationen der drei Stipen­diaten – Nándor Angstenberger (D), Clara Oppel (D) und Adrianos Zacharias (GR) – sowie von den Kunstwerken der Liech­tensteiner Fluxuskünstlerin Anne-Marie Jehle, Künstlerin im Fokus 2016, fand sich das Jahresthema HÄUTUNGEN in jeder Arbeit auf ganz eigene Art und Weise wieder: Nándor Angstenberger überzog die Vögtestube mit hautfarbenen «Hirngespinsten» aus Wolle, Clara Oppel ging Schloss und Städtli für ihre Klang­installation «Wander-Te Ich» mit dem Mikrofon unter die Haut, Adrianos Zacharias sann dem Zusammenhang zwischen Tierhäuten und Alchemie nach. 

Im Schlosskeller waren Arbeiten von Anne Marie Jehle zu sehen und zeigten, welche künstlerischen «Häutungen» die bereits im Jahr 2000 verstorbene Liech­tensteiner Künstlerin im Lauf ihres Le­bens vollzogen hat. Die finnisch-deutsche Künstlerin Mai Braun fügte mit Schichten aus Seiden- und Japanpapier den Innnenwänden des Schlosses neue Häute hinzu, während die Tonfigur der Werdenberger Künstlerin Bernarda Mattle durch einen Abblätterungsprozess im Feuer entstand. Und – last but not least – war da auch noch unser «Häutungs-Spezialist» im Dachstock: Heinrich, die 1.80m lange Boa Constrictor. 

Workshops zum Mitmachen

Abgerundet und ergänzt wurde das Programm der Schlossmediale Werden­berg wieder mit zwei Workshops zum Mitmachen: Sehr beliebt war auch in diesem Jahr das allmorgendliche Yoga­programm im Rittersaal des Schlosses, aber auch der Trommelbauworkshop am ersten Wochenende war ausgebucht. Freilichtperformances im Schlosshof waren der glorreiche Auftakt und Ab­schluss des Festivals: am ersten Tag der Schlossmediale die Licht- und Feuerin­stallation HÜLON und am letzten Tag – als Grande Finale – das Konzert SCHLAN­GENBAD mit der Schlangenfrau und Akrobatin Laura Tikka, dem Serpent­virtuosen Michel Godard und dem Schlagzeuger Günter Baby Sommer.