Idylle
WIR SUCHEN DAS SCHÖNE
Gerade in der Musik, gerade in der Kunst: Wir suchen das Schöne, und dann sehen wir die Perfektion und das Schöne wühlt uns auf, es reicht uns nicht, und wir brauchen den Bruch mit der Schönheit, um der Kunst nahe zu sein. In unserer 6. Schlossmediale schauen wir auf die Brüche, die Sehnsüchte, wir schauen auf die Idee und Greifbarkeit von Idylle, den Schein der Idylle, der Anspruch auf die Idylle, ihre Zerbrechlichkeit oder Zerstörung.
Wir schauen auf Heimat und Heimatlosigkeit, und auf die Sehnsucht nach dem, was wir nicht haben, und was diese Sehnsucht für Kräfte freisetzt, in der Kunst und in der Musik. Wir hören die Musik der fahrenden Völker, der Heimatlosen und Suchenden, wir blicken auf altes Handwerk, heute zur Entschleunigung pittoresk verklärt, früher mühevoller Brotverdienst.
Mit Bruno Walpoth haben wir einen Künstler eingeladen, der aus einer 400-jährigen Tradition der Holzschnitzkunst im Grödnertal stammt, und seinen Skulpturen die Melancholie des Daseins einhaucht: Sie sind lebendig.
Michael Wertmüller, Komponist und Schlagzeuger, spielt, hadert und bricht mit den Traditionen der Komposition, zart und klangvoll, aber auch expressiv und zerstörerisch.
Christian Zehnder wühlt in SONGS FROM NEW SPACE MOUNTAIN die Volksmusik auf. Griechenland ist ein Land, welches wohl kaum je weiter vom Ursprung der Idylle in der Antike entfernt war als heute. Sinnbild dafür ist der KAIMOS – der Kummer verlorengegangener Welten. Besungen wird er von Maria Farantouri, Legende des griechischen Gesangs und des politischen Widerstands.
Schönste Werke der Musikgeschichte – wie etwa Johann Sebastian Bachs berühmte Cellosuiten – sind für die Musiker oft ein harter Brocken Arbeit: Davon erzählt und spielt der Cellist Alban Gerhardt, der viele Jahre mit diesen Suiten gekämpft hat, in DECONSTRUCTING BACH.
Auch die Stipendiaten der diesjährigen Ausstellung der Schlossmediale sezieren, zerkleinern und dekonstruieren die Idylle, und die Schauspielerin Claudia Hübbecker, 2015 zu Gast mit ihrem heiter-ironischen Max-Frisch-Programm «Alles renkt sich wieder ein», gestaltet mit ALLE LUST WILL EWIGKEIT einen Theater-Abend über ungestillte Sehnsüchte und verpasste Gelegenheiten.
Wieder rückt ein Instrument in den Fokus – und natürlich ist es die Hirtenflöte, nämlich die unter anderem aus dem Persien des 13. Jahrhundert stammende Nay.
Tauchen Sie mit uns ein in die Idylle, und blicken Sie mit uns aus der Idylle heraus: Vielleicht ist es ja das daraus entstehende Gesamtbild, welches uns dann eine neue Idylle erschafft.
Mirella Weingarten
Künstlerische Leiterin
Alle Details zu unserem Programm im Programmbuch Schlossmediale 2017.